Samstag, 17. März 2012

Denke nie, gedacht zu haben...

Eines der letzten Bücher, dass ich mir selbst gekauft habe, war Die Kunst des klaren Denkens von Rolf Dobelli. Nach einer kurzen Testlektüre in der Bahnhofsbuchhandlung konnte ich es einfach nicht stehen lassen. Vermutlich lag das daran, dass genau dieses Kapitelchen mir gerade so perfekt meine eigenen Gedanken bestätigte („Das Chauffeur-Wissen“).
Insgesamt hatte ich mir wohl auch ein wenig Zen-artige oder buddhistische Weisheit darüber erwartet, wie man seinen Kopf klug benutzt. Die war dann aber nicht zu finden.
Statt dessen waren es so definierte 52 Denkfehler, die Dobelli aus seinen Kolumnen für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der Schweizer SonntagsZeitung zu einem kleinen Büchlein zusammengefasst hat. Denkfehler, die wir machen, weil wir nur unsere eigene Perspektive kennen, und die der anderen ignorieren; Denkfehler, die entstehen, weil das, was wir für wahrscheinlich halten, meistens nichts mit logischen Wahrscheinlichkeiten zu tun hat; Denkfehler, die wir machen, weil wir einfach denken, wir wüssten, wie der Hase läuft - statt genau hinzusehen; Denkfehler, die gar nicht darauf beruhen, dass wir denken, sondern auf Bauchentscheidungen. Usw... Man könnte auch sagen: 52 trügerische Varianten, dem eigenen Denken und den eigenen Erfahrungen zu glauben.

Es sind jeweils kurze, genau dreiseitige, Texte. Jeder mit einem angeblich anderen Denkfehler. Wenn man aufmerksam liest, wird man jedoch feststellen: es sind nicht 52 Denkfehler. Es sind weniger. Denn einige wiederholen sich, werden aus einer anderen Perspektive erneut vorgestellt. Wie die Geschichte mit dem Ignorieren von mathematischen Wahrscheinlichkeiten. Da gibt es 'THE OUTCOME BIAS ' Beurteilen Sie nie eine Entscheidung aufgrund des Ergebnisses' und es gibt 'DER SPIELERFEHLSCHLUSS ' Warum es keine ausgleichende Kraft des Schicksals gibt'.
Mehrere Kapitelchen davon hintereinander weggelesen können einem glatt die Stimmung verderben mit all dem, worauf man so achten müsste, wollte man diese Fehler nicht begehen. Leider beleuchten seine Kolumnen zumeist auch nur eine Seite der Medaille. Ich finde das nicht in Ordnung – denn damit wird etwas abgeurteilt, was nicht immer eine Kritik verdient! Nun gut, hin und wieder gibt er die andere Seite zu bedenken. Aber eben nur hin und wieder. Insgesamt sind die Beispiele recht knapp gehalten und mit so speziellen Beispielen versehen, dass allein dadurch schon wieder eine Verzerrung entsteht. Und wie soll man so etwas extrem Spezielles auf andere Themenbereiche übertragen, wenn man das Beispiel aufgrund mangelnder Erfahrung nur schwer oder gar nicht nachvollziehen kann?

Zumindest gibt er selbst zu, dass selbst er nicht frei ist von diesen Denkfehlern. Weil viele einfach tief in unseren Denkgewohnheiten verankert sind. Sie zu entdecken und auszumerzen braucht Geduld und Disziplin.

Was mir jedoch an der Sammlung gefallen hat, ist, dass es Denkfehler gibt, bei denen man sich unbedingt an die eigene Nase fassen muss, und damit hat Dobelli seine Absicht der Bewusstmachung erfüllt! Und andere Denkfehler, die eher andere machen – somit kann man sich an diesen Stellen einfach wunderbar überlegen fühlen. Und bei manchen ist es einfach praktisch, mal davon gehört zu haben! Für welchen Zweck auch immer.

Das Ganze ist in einem kleinen Buch verpackt. Optisch und preislich eignet es sich hervorragend zum Verschenken, es hat sogar in den meisten Handtaschen Platz. Durch die kurzen Kapitel kann man es Stück für Stück während kürzerer Bus- oder Bahnfahrten lesen. Am Ende hat man mit Sicherheit nebenbei irgendetwas gelernt. Also eigentlich ist es ein kleiner Allrounder. Was braucht man mehr?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen